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Neue Unterführung muss warten - St.Galler Tagblatt

Aktualisiert: 14. Dez. 2022

Bis die neue Fuss- und Veloquerung am Bahnhof Gossau gebaut wird, dauert es noch Jahre. Das sind die Gründe.


Die Ausgangslage war eigentlich klar: Im Juni 2020 hat das Gossauer Stadtparlament eine Volksinitiative der Mitte für eine neue Fuss- und Veloquerung am Bahnhof mit 17 Ja- zu 11 Nein- Stimmen angenommen. Damit wurde der Stadtrat beauftragt, innerhalb von drei Jahren in baureifes Projekt für eine Unter- oder Überführung vorzulegen. Nun zeigt sich: Diesen Auftrag kann der Stadtrat «nur bedingt» erfüllen, wie es in einer Medienmitteilung

heisst. Es dauert länger – und zwar deutlich.


Grund dafür sind gemäss Stadt die Eigentumsverhältnisse auf dem Areal beim Bahnhof. Jede sinnvolle Querung tangiere mehrheitlich Grundeigentum der Bahnunternehmen. «Deshalb geben diese vor, in welchem Zeitraum entsprechende Bauvorhaben möglich sind.» Bei jeder Baustelle im Gleisbereich muss ein Zug die Geschwindigkeit drosseln. Damit der Fahrplan trotzdem eingehalten werden kann, ist auf einer Strecke nur eine begrenzte Zahl von Baustellen gleichzeitig möglich. Zwischen Winterthur und St.Gallen ist bis 2035 das Maximum bereits erreicht. Die zuständige Stadträtin Gaby Krapf-Gubser sagt auf Anfrage: «Das war 2020 weder den Initianten noch dem Stadtrat bewusst.»


Der Stadtrat hat mit den SBB und den Appenzeller Bahnen aber bereits eine schriftliche Vereinbarung getroffen, wonach 2030 mit der gemeinsamen Planung für das Projekt gestartet

und dieses bis 2040 realisiert werden soll. «Wir wollten eine gewisse Verbindlichkeit»,

sagt Krapf dazu. Beide Bahnunternehmen seien grundsätzlich sehr offen gewesen gegenüber

dem Anliegen der Stadt Gossau, betont sie. Sie waren auch von Anfang an Teil des Lenkungsausschusses für das Projekt. «Was die zeitliche Umsetzung betrifft, ist die Stadt in

diesem Fall aber Bittstellerin.» Bereits klar ist indes, wie die Querung aussehen soll. In einer

Machbarkeitsstudie wurden zwei Dutzend Möglichkeiten zwischen Herisauerstrasse und

Negrellistrasse geprüft und bewertet, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Vier Varianten

wurden vertieft angeschaut. Die Wahl fiel schliesslich auf einen Ersatzneubau der heutigen

Unterführung. Gaby Krapf-Gubser sagt: «Die Umsetzung dieser Variante dauert zwar am

längsten, sie ist aber die optimale Lösung.»


Die Unterführung, in der Velofahren heute verboten ist, liege auf einer idealen Achse für die Anbindung der südlichen Quartiere von Gossau an das Stadtzentrum. Sie soll verbreitert

werden. Dadurch gibt es Platz für zwei getrennte Spuren, eine für Fussgänger und eine für

Velofahrer. Sämtliche Zugänge zum Stadtgebiet, zu den Perrons und zu den Park-and-Ride-Anlagen sind über Treppen, Rampen und Lifte möglich. Kostenpunkt für die Verbreiterung:

rund 30 Millionen Franken. Grob geschätzt würden die beiden Bahnunternehmen laut Krapf zwei Drittel der Kosten tragen, die Stadt müsste den Rest übernehmen. Man werde dafür aber Fördergelder aus dem Agglomerationsprogramm beantragen können, so die Stadträtin. Darum ist der Ersatzneubau der heutigen Unterführung zwar die teuerste Variante, kommt die Stadt aber am günstigsten. Sie sagt: «Auch aus finanzieller Sicht ist diese Variante für Gossau die beste.»


Die anderen Varianten würden die Stadt deutlich mehr kosten. Sie hätte teilweise auch selber für den Betrieb und den Unterhalt aufkommen müssen. «Die SBB sehen keinen Bedarf für eine zweite Querung, weil aus ihrer Sicht die heutige Unterführung noch ausreicht, um das Passagieraufkommen zu bewältigen», sagt Krapf. Neben der Verbreiterung der heutigen Unterführung wurden auch der Bau einer zusätzlichen Brücke auf der Ostseite der Überführung Herisauerstrasse, eine Passerelle in der Verlängerung der Hirschenstrasse und eine zusätzliche Unterführung auf Höhe der Hirschenstrasse vertieft geprüft.


Die Initianten von der Mitte Gossau-Arnegg wurden am Montag über die Situation informiert. Zu ihnen gehört Stadtparlamentarier Florin Scherrer. Er betont, man sei zufrieden mit der vorgeschlagenen Lösung und auch damit, wie sie erarbeitet wurde. «Dem Stadtrat stellen wir ein gutes Zeugnis aus.» Nicht zufriedenstellend sei der Zeitplan der SBB. «Die Fuss- und Veloquerung ist wichtig für Gossau.» Es gehe hier nicht um einen Vorstoss, sondern um eine

Volksinitiative, die von 860 Personen unterschrieben wurde. «Das zeigt, dass ein Bedürfnis

nach einer solchen Querung in der Bevölkerung da ist.» Mit der Priorisierung der SBB sei man

darum nicht einverstanden. «Das entspricht nicht unserer Vorstellung von einem guten Miteinander.»





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